Das Unternehmen Mez-Technik aus Reutlingen bietet Softwarelösungen, Produkte und Services für die effektive Planung, Herstellung sowie Montage und Instandhaltung von Luftleitsystemen. Mit zahlreichen Innovationen und schwäbischem Erfindergeist prägt das solide Unternehmen seit über 140 Jahren die Branche.
Wir sprachen mit Inhaber und Geschäftsführer Jörg Mez über die Einsatzmöglichkeiten von KI in seinem Unternehmen, seine Bedenken und die Herausforderungen.
Wie und in welchen Bereichen setzt Ihr Künstliche Intelligenz (KI) in Eurem Unternehmen ein oder ist das noch ein Buch mit sieben Siegeln?
Wir testen Ghostwriter als Plug-in für Outlook, PPT, Word und Excel Ghostwriter Add-ins for Microsoft Office (ghostwriter-ai.com), da Copilot von Microsoft für KMUs noch nicht freigegeben wurde bzw. erst ab 3.000 Lizenzen ausgerollt wird. Ist natürlich vom Umfang her nicht vergleichbar, aber trotzdem sehr nützlich.
Unser Softwareteam setzt KI im Sinne der Prozessautomatisierung ein. Spezifischere Entwicklungsaufgaben lassen sich mit KI in unseren Softwareprodukten (noch) nicht lösen.
Wird KI bereits in der Qualitätskontrolle oder in der Produktion eingesetzt und wenn ja, wie genau?
Bisher nur automatisierte Qualitätskontrolle ohne KI. In unserer Softwarelösung e-traX zur Verfolgung von Fertigungsprozessen bei der Herstellung von Luftleitungskomponenten wird im nächsten Schritt eine KI zur vorausschauenden Produktionsplanung integriert. Das Konzept dafür liegt bereits seit einem Jahr fertig in der Schublade, wurde aber aus Kapazitätsgründen zunächst zurückgestellt.
Gibt es bereits erprobte Best Practices?
Noch nicht. Nach dem Relaunch unseres Webshops wollen wir eine KI-gestützte Produktberatung integrieren. Hier sehen wir kurzfristig den größten Nutzen für uns und unsere Kunden.
Ist der Einsatz von KI noch „experimentell“ oder bringt er bereits einen messbaren Mehrwert zur Effizienzsteigerung im Unternehmen?
Bisher noch experimentell. Der Einsatz des MS Copilot ist auf jeden Fall geplant, sobald er für KMUs verfügbar ist.
- KI-basierte Produktberatung auf Basis unseres PIM-Systems und unserer Produktwissensdatenbank.
- Vorausschauende Produktionsplanung mit etraX KI
Welche Hürden und Hindernisse gibt es beim Einsatz von KI?
Intransparenz des Produkt- und Anbietermarktes, was sich aber gerade ändert.
- Schnittstellen zu ERP, CRM und anderen Systemen
- Fehlendes internes Know-how
- Mangelnde Ressourcen
Habt ihr bereits maßgeschneiderte Lösungen im Bereich KI für Euer Unternehmen entwickelt?
Aktuell sind wir intern dabei, unsere Datensilos aufzulösen und ERP, CRM, eCommerce & PIM über Schnittstellen zu vernetzen, um eine „einheitliche“ Basis für KI-Anwendungen zu schaffen. Für unsere eigene Softwarelösung „klimaX“ bieten wir seit Ende 2023 ein Paket aus Fertigungsprogramm & OpenSource ERP-System an, das genau auf die spitze Zielgruppe der Luftleitungen zugeschnitten ist. Auf diesem Fundament kann dann das bereits erwähnte Programm etraX mit KI aufsetzen.
Wenn ja, gibt es Partnerschaften mit KI-Startups wie OpenAI, Cohere oder Anthropic?
Bisher noch nicht. Für ein kleines mittelständisches Unternehmen wie uns wird es wohl eher in Richtung Out-of-the-Box oder Open Source-Lösungen gehen.
Gibt es in Eurer Organisation Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von KI?
Die technologische Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. KI eröffnet Chancen für KMUs, stellt aber auch eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Großunternehmen dar, die z.B. schon heute von einem MS-Copilot profitieren.
Die Geschwindigkeit der Unternehmen wird noch mehr zum Erfolgskriterium. Know-how als alleiniger USP kann im Hinblick auf die Verbreitung von KI ein Risiko darstellen, das traditionelle Geschäftsmodelle sehr schnell zerstören kann.
Wie lässt sich der Einsatz von KI mit den strengen Datenschutzbestimmungen in Deutschland vereinbaren?
Die strengen Datenschutzbestimmungen in Deutschland sehen wir schon heute eher als Wettbewerbsnachteil in einem globalen Markt. Wie KI unsere gesellschaftlichen Strukturen verändern wird, kann sich heute noch niemand vorstellen und wir werden diese Entwicklung mit Gesetzen nur bedingt verhindern können.
Gibt es Befürchtungen, dass internes Wissen nach außen dringt?
In gewisser Weise müssen wir uns als Unternehmen öffnen und transparent werden, um uns verändern zu können.
Wenn Du Dir etwas in Bezug auf KI wünschen könntest? Was sollte sie für Dein Unternehmen besser machen?
Im Idealfall beschleunigt KI den Wandel von Ego zu Eco und trägt dazu bei, die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen.
Ob es uns gefällt oder nicht, wir müssen unser Denken in Blasen & Silos auf systemisches Denken (oder unser Ökosystem) umstellen.
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgehen wird, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.“ (Vaclav Havel)
Interessante Quelle zum Thema:
Danke Jörg Mez für das Interview und danke auch für den sehr interessanten Artikel auf Medium, den du hier empfiehlst.
Bildquelle: Mez-Technik, Jörg Mez, Inhaber und Geschäftsführer Mez-Technik Reutlingen