03.05.2024

Lizzy Herzer
Lizzy Herzer
Das in Reutlingen ansässige Unternehmen Mez-Technik bietet Softwarelösungen, Produkte und Dienstleistungen für die effektive Planung, Herstellung, Installation und Wartung von Luftkanalsystemen an. Mit zahlreichen Innovationen und schwäbischem Erfindergeist gestaltet das solide Unternehmen seit über 140 Jahren die Branche. Wir sprachen mit dem Inhaber und CEO Jörg Mez über die möglichen Anwendungen von KI in seinem Unternehmen, seine Bedenken und die Herausforderungen.
Wie und in welchen Bereichen setzen Sie künstliche Intelligenz (KI) in Ihrem Unternehmen ein, oder ist es noch ein geschlossenen Buch?
Wir testen Ghostwriter als Plug-in für Outlook, PPT, Word und Excel Ghostwriter-Add-Ins für Microsoft Office (ghostwriter-ai.com), da Copilot von Microsoft für KMUs noch nicht veröffentlicht wurde oder erst ab 3.000 Lizenzen ausgerollt wird. Natürlich ist es nicht in Bezug auf den Umfang vergleichbar, aber es ist dennoch sehr nützlich.
Unser Softwareteam nutzt KI zur Prozessautomatisierung. Konkretere Entwicklungsaufgaben können (noch) nicht mit KI in unseren Softwareprodukten gelöst werden.
Wird KI bereits in der Qualitätssicherung oder in der Produktion eingesetzt, und wenn ja, wie genau?
Bisher nur automatisierte Qualitätssicherung ohne KI. Im nächsten Schritt wird KI für die vorausschauende Produktionsplanung in unsere e-traX-Softwarelösung zur Verfolgung von Produktionsprozessen bei der Herstellung von Luftkanalkomponenten integriert. Das Konzept dafür liegt seit einem Jahr bereit, wurde jedoch aus Kapazitätsgründen auf Eis gelegt.
Gibt es bereits erprobte Best Practices?
Noch nicht. Nach dem Relaunch unseres Webshops wollen wir KI-gestützte Produktberatung integrieren. Hier sehen wir kurzfristig den größten Nutzen für uns und unsere Kunden.
Ist der Einsatz von KI noch „experimentell“ oder bringt er bereits messbaren Mehrwert zur Effizienzsteigerung im Unternehmen?
Bisher noch experimentell. Der Einsatz von MS Copilot ist definitiv geplant, sobald es für KMUs verfügbar ist.
Was sind die Hürden und Hindernisse beim Einsatz von KI?
Haben Sie bereits maßgeschneiderte KI-Lösungen für Ihr Unternehmen entwickelt?
Wir sind derzeit dabei, unsere Datensilos intern abzubauen und ERP, CRM, E-Commerce und PIM über Schnittstellen zu vernetzen, um eine „einheitliche“ Basis für KI-Anwendungen zu schaffen. Für unsere eigene Softwarelösung „klimaX“ bieten wir seit Ende 2023 ein Paket aus Produktionsprogramm und Open-Source-ERP-System an, das genau auf die Zielgruppe der Luftkanäle zugeschnitten ist. Das bereits erwähnte e-traX-Programm mit KI kann dann auf dieser Grundlage aufbauen.
Gibt es Partnerschaften mit KI-Start-ups wie OpenAI, Cohere oder Anthropic?
Noch nicht. Für ein kleines mittelständisches Unternehmen wie uns wird es wahrscheinlich eher in Richtung Out-of-the-Box- oder Open-Source-Lösungen gehen.
Gibt es Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von KI in Ihrer Organisation?
Technologische Entwicklungen können nicht aufgehalten werden. KI eröffnet Chancen für KMUs, stellt aber auch eine Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu großen Unternehmen dar, die bereits von einem MS Copilot profitieren.
Die Geschwindigkeit der Unternehmen wird zu einem noch stärkeren Kriterium für den Erfolg. Know-how als alleiniges USP kann ein Risiko in Bezug auf die Ausbreitung von KI darstellen, die sehr schnell traditionelle Geschäftsmodelle zerstören kann.
Wie lässt sich der Einsatz von KI mit den strengen Datenschutzvorschriften, insbesondere in Deutschland, vereinbaren?
Wir sehen die strengen Datenschutzvorschriften in Deutschland bereits als Wettbewerbsnachteil auf einem globalen Markt. Niemand kann sich noch vorstellen, wie KI unsere sozialen Strukturen verändern wird, und wir werden diese Entwicklung nur begrenzt mit Gesetzen verhindern können.
Gibt es Befürchtungen, dass internes Wissen an die Öffentlichkeit gelangen könnte?
In gewissem Maße müssen wir uns als Unternehmen öffnen und transparent werden, um uns verändern zu können.
Wenn Sie sich etwas in Bezug auf KI wünschen könnten, was sollte es für Ihr Unternehmen besser machen?
Idealerweise wird KI den Übergang von Ego zu Öko beschleunigen und helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen.
Ob wir wollen oder nicht, müssen wir unser Denken von Blasen und Silos auf systemisches Denken (oder unser Ökosystem) umstellen.
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.“ (Vaclav Havel)
Interessante Quelle zum Thema:
2023 In Acht Punkten: Über unser planetarisches Moment meditieren | von Otto Scharmer | Future Field Blog | Dez 2023 | Medium (medium.com)
Vielen Dank, Jörg Mez, für das Interview und für die Empfehlung des sehr interessanten Artikels auf Medium.
Mez-Technik, Reutlingen, Deutschland https://www.mez-technik.de/
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